v.l. 1. Vorsitzender Franz Hollmayr, Kassenwart Michael Raith, Historiker Johannes Monitor, Schriftführer Klaus Herrnböck, Reinhard Kraus Windberg, 2.Vorsitzender Alois Saller.
Text und Fotos: Sonja Stündler
Bischofsmais – St. Hermann:
Geschichtlicher Auftakt zum 700-Jährigen
Bischofsmaiser begehen runden Geburtstag der Wallfahrtsstätte
Einen Grund zum Feiern haben die Bischofsmaiser dieses Jahr allemal: Ihre idyllische und weitaus bekannte Wallfahrtsstätte Sankt Hermann feiert 700- Jähriges. Auf eine Reise in die Vergangenheit entführt wurden die Besucher zum Auftakt dieses 700jährigen Jubiläums der Wallfahrtsstätte St. Hermann mit einem interessanten Vortrag von Johannes Molitor über die Geschichte und die Volkskunde dieses bedeutendsten Wallfahrtsortes des Bayrischen Waldes.
„Immer für eine Überraschung gut“ – so bezeichnete der Vorsitzende des Wallfahrts-und Fördervereins Sankt Hermann Franz Hollmayr bei seiner Begrüßung schmunzenld Molitor und sorgte damit bei der Begrüßung für erheiterte Gesichter in der prunkvollen Sankt Hermann Kirche. Auf den Weg gemacht zur Mitfeier dieses Auftaktes hatten sich auch Pfarrvikar Bruno Pöppel, der 3.Bürgermeister Stefan Kern, mehrere Gemeinderäte, der Führer der Wallfahrer aus Windberg Reinhard Kraus und seine Frau und die Mitglieder des Vorstandes: Alois Saller, Michael Raith und Klaus Herrnböck und wurden zu Beginn herzlich von Hollmayr willkommen geheißen.
Nach Molitor beschäftige sich die meiste Literatur über Sankt Hermann mit der Volkskunde der Wallfahrt oder der Kunstgeschichte des Ortes. Die historische Forschung habe sich mit der Wallfahrt fast nie beschäftigt. Ihr reichten seit Ende des 19.Jahrhunderts eine handvoll von überlieferten Jahreszahlen und Erkenntnisse: Die Brüder Hermann und Otto kamen 1320 nach Niederaltaich und wurden Einsiedler, Hermann ging 1322 oder 1323 nach Bischofsmais, Otto nach Böhmen. Vom seligen Degenhard sei bekannt, dass er 1344 nach Bischofsmais kam und dort 1374 starb. Molitor schloss sich der Überlieferung an: Hermann ging in das kleine Tal westlich von Bischofmais, wo er eine Zelle und Kapelle errichtete. Das sei der Ort, wo man sich an diesem Abend befinde: Sankt Hermann. Später sei er nach Frauenau gegangen und starb dort 1326. Begraben sei er in Rinchnach. Otto kehrte daraufhin nach Frauenau zurück und ging später mit Hartwig von Degenberg und Degenhard auf den Frauenberg bei Hengersberg. Nach dem Tod von Otto begab sich Degenhard nach Bischofsmais. Doch verlässliche Nachrichten für den Beginn der Verehrung Hermann und die Wallfahrt gäbe es erst im 17. Jahrhundert aus den Kirchenrechnungen. Die älteste Quelle sei aus Niederaltaich, verfasst von Abt Paul. Eine Chronik, in dem er die u.a. auch das Leben der vier Einsiedler Hermann, Otto, Degenhard und Hartwig beschrieb. Aber diese Chronik sei seit der Klosteraufhebung von 1803 verschwunden, ihr Schicksal unklar. „Jetzt kommt etwas, was für mich eine echte Sensation ist“, verriet Molitor. „Als nämlich im 17. und 18. Jahrhundert die Wallfahrt in St. Hermann zunahm, war dies dem Kloster Niederaltaich ein großer Dorn im Auge, hatte man doch ganz in der Nähe von Bischofsmais seine eigene Wallfahrt – Frauenau, zu Rinchnach und damit nach Niederaltaich gehörig.“
Auch ein weiterer idyllischer Ort der Gemeinde stand im Fokus: Die „Preitenau“. Dort sei von Degenhard eine sehr schöne, hölzerne Kapelle errichtet worden.
„Sie wissen ja, 2 Stunden“ – Zwischendurch sorgte Molitor immer wieder für belustigte Gesichter und untermauerte mit diesen Worten, dass die Fülle an Erkenntnissen und Einzelheiten wohl den Zeitrahmen dieser Veranstaltung deutlich sprengen würde. Eindrucksvoll und überzeugend erklärte Molitor das Altarbild von Joseph Rauscher 1720 mit dem darauf dargestellten Hermann. Viel Beachtung schenkte er in diesem Zusammenhang auch den 14 Tafeln an der Kirchenwand im Altarraum. Die Geschichte und die Legenden rund um Sankt Hermann lassen sich auf ihnen wiederfinden, z.B. die Legende um die weitaus bekannte Hirmonsfigur, welche in einem großen Baumstamm von einem Bauer gefunden worden sei. Dieses Wissen wird noch im 19. Jahrhundert weitergegeben. Auch das Heilen durch Gebet oder der Rat von der Muttergottes zum Besiegen der Hungersnot lassen sich sowohl auf Tafeln, als auch im Altarbild erkennen. Zustimmend befürwortete Molitor den Verkauf von gebackenen Hirmonstaler-Plätzchen, extra zum Festjahr von der Brauerei Falter gebrautes Jubiläumsbier und Co. durch den Wallfahrts- und Förderverein: „Früher gab es für die Kinder die Hirmandl, Lebzelten mit Bild von Hermann“.
„Es geht um den Erhalt der Wallfahrtsstätte St. Hermann, dafür sollen und werden wir uns einsetzen“- mit diesen Abschlussworten untermauerte Franz Hollmayr die enorme Wertschätzung für diesen malerischen und einmaligen Ort und merkte u.a. an, dass der weitbekannte und elementare Aspekt des „Hirmonhopsen“ wohl auch in der ehemaligen DDR bekannt wäre. Spät abends und mit neuem Wissen über ihre Heimat im Gepäck traten viele Bischofsmaiser schließlich den Heimweg an.