Textquellen zur Digitalen Führung: Pfarrer Moosbauer des Kath. Pfarramtes Bischofsmais; Sprecher:





Die Zelle des seligen Hermann wurde bald nach seinem Weggang zur Wallfahrtsstätte.
Die Menschen verehrten seine Behausung und suchten bzw. erflehten hier Trost und Heilung.
Während des Dreißigjährigen Krieges und in den folgenden Jahren fanden viele Hilfesuchende hier Zuflucht und neuen Mut. Es begannen Wallfahrten größeren Stils, sodass eine zweite Kapelle (die sogenannte Brunnenkapelle) und später eine größere Kirche gebaut werden mussten.
Höhepunkte sind die Kirchweihtage.
Seit 1660 finden diese am 10. August, dem Tag des heiligen Laurentius, und am 24. August, dem Tag des heiligen Bartholomäus, statt.
Noch heute kommen Fußwallfahrer aus der Windberger Gegend.
Die Wallfahrer besuchen nach altem Brauch die Vorkirchweih und einen der Festgottesdienste am Wallfahrtstag. Sie beichten, trinken das Wasser der Hermannsquelle oder nutzen es. Auch das Gebet in den drei Gotteshäusern gehört dazu.
Für das leibliche Wohl der Besucher sorgen noch heute ein reichhaltiger Warenmarkt sowie Bierbuden und Essstände.
Den ganzen Tag über verweilen Besucher auch in den Kapellen, betrachten die alten Votivbilder und vertiefen sich in sie.
Immer wieder ist darauf zu lesen: „St. Hermann hat geholfen!”
Bevor wir unseren Rundgang durch St. Hermann beginnen, erlauben Sie mir eine kurze Einleitung in die Geschichte der Kirche.
Im Jahr 1222/23 baute der aus Heidelberg stammende Einsiedler Hermann knapp eine Viertelstunde von Bischofsmais entfernt eine Klause oder Zelle und eine Kapelle zu Ehren des heiligen Hermann Josef (1150–1241). Der Laienbruder führte hier ein strenges Leben der Entsagung, Buße und Betrachtung. Wie sein Namenspatron war er ein großer Marienverehrer.
Mit der Gabe des Wunders und der Weissagung begnadet, wurde der Fürbitter und Helfer in allerlei Nöten oft von Bedrängten aufgesucht. Nach seinem Weggang im Jahr 1223 nach Frauenau blieben Kapelle und Zelle eine örtliche Wallfahrtsstätte.
Im 16. Jahrhundert erlangte sie auch überörtliche Bedeutung.







Längst waren die beiden Kapellen dem Andrang der Wallfahrer nicht mehr gewachsen. Deshalb wurde in den Jahren 1653/54 die einfache Barockkirche gebaut, die am 29. Mai 1677 eingeweiht wurde.
Seitdem fanden immer wieder Renovierungen statt – bis in unsere Tage.
Der Hochaltar zeigt im Altarbild den Einsiedler Hermann vor der Gottesmutter.
Die Kirchenpatrone St. Laurentius und St. Bartholomäus sind als Großfiguren neben dem Tabernakel zu sehen.
Auf dem Tabernakel weisen die vier Evangelisten auf Jesus Christus hin.
Die Seitenwände neben dem Altar zieren die Figuren der Volksheiligen St. Florian und St. Sebastian.
Sie stammen vermutlich aus der ehemaligen Pfarrkirche, die am 8. August 1846 infolge einer Brandstiftung zerstört wurde.
Die Nebenaltäre zeigen links den heiligen Wolfgang und rechts die Gottesmutter.
Besonders bemerkenswert sind die Tafeln aus dem 18. Jahrhundert, die in zwei Reihen übereinander an der Wand links neben dem Hochaltar angebracht sind. Die vielfigurigen Ölbilder stellen Szenen aus dem Leben und der Legende des heiligen Hermann dar.
Zur Ausstattung der Wallfahrtskirche gehört außerdem die Barockkanzel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Kirchenschiff befinden sich eine Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1750 und das ehemalige Altarbild aus dem Jahr 1670, welches den heiligen Hermann zeigt. Es wurde jedoch bei Restaurierungen wesentlich verändert.
Im Zuge der Renovierung dieser Kirche im Jahr 1961 erhielten auch die beiden Seitenaltäre ihre ursprüngliche farbige Fassung in Gold und Schwarz zurück. Die beiden Altäre stammen aus der Erbauungszeit der Kirche.






Über der Quelle, die der Überlieferung nach der Heilige Hermann dem Boden entlockt hat, wurde 1611 die runde Brunnenkapelle errichtet – eine Stiftung der Familie Pfaller von Au. Der kleine Altar zeigt im Altarbild von 1875 Bischofsmais, darüber die Einsiedler Hermann und Degenhard.
Zwei steinerne Tafeln aus dem Jahr 1875 erzählen die Geschichte der Wallfahrt und das Leben der Einsiedler. Ihre Figuren sind an den Wänden ringsum zu sehen. Rechts neben dem Eingang ist eine rechteckige Brunnenfassung in die Mauer eingelassen, durch die die Hermannsquelle sichtbar wird.
Der aus Granit gefertigte Brunnen in der Außenanlage wird aus der Hermannsquelle gespeist.
Das Wasser ist für viele Besucher eine willkommene Erfrischung. Einige benutzen es in gläubigem Vertrauen, um sich die Augen auszuwaschen.









Die Kapelle war ursprünglich ein Holzbau, wurde 1690 von Grund auf erneuert und 1992/93 das letzte Mal renoviert. Im Inneren befindet sich ein Altar mit dem Bildnis des heiligen Hermann als Abt.
Die zahlreichen Votivtafeln, die bis ins Jahr 1643 zurückreichen, zeugen von der tiefen Gläubigkeit und dem innigen Vertrauen vieler Generationen.
Im linken Seitenschrank der Kapelle ist die oft beschriebene Figur des „Hirmon” untergebracht. Früher wurde auch der „Hirmo gehopst”. Dabei wurde die Figur angehoben. Da der Kopf früher beweglich war, konnte der Hirmon „gnaucken” (nicken), was die Erfüllung des Wunsches bedeutete. Dieser Brauch wurde gerne von heiratslustigen Mädchen und Burschen praktiziert, die mit ihren Herzensnöten oft von weither kamen. Seit 1875 ist der Kopf jedoch festgeleimt, sodass die Figur nicht mehr nicken kann. Rechts von der Eingangstür weist ein Stein in einem Barockkästchen auf das sogenannte Käsemirakel hin. Im Mirakelbuch von St. Hermann ist dazu verzeichnet: „Eine Bäuerin hatte im Jahr 1657 dem heiligen Hermann ein Stück Käse als Opfer versprochen. Als sie davon einen Teil abbrechen wollte, um ihn selbst zu essen, verwandelte sich der Käse in Stein.



An die Einsiedelei-Kapelle schließt sich ein schmaler Nebenraum mit separatem Eingang. Gelegentlich wird dieser Raum als Zelle von St. Hermann angesehen. Eine darin stehende offene Truhe gilt als Liegestatt des Einsiedlers. Beide dienten jedoch einem ganz anderen Zweck. Die Truhe wurde früher mit Korn gefüllt. Das Getreide wurde gesegnet und unter das Saatgut gemischt, damit durch die Fürbitte des Heiligen die Ernte gesegnet sei. Der Raum wurde zur Aufbewahrung der zahlreichen Opfergaben errichtet, die von Geld über Naturalien bis hin zu den verschiedensten Votivgaben reichten. Hier finden sich hunderte meist hölzerner Arme und Beine – Votivgaben, die zum Dank für erlangte Hilfe und Heilung geopfert wurden. Eine zweite Gnadenstätte mit einem derartigen Reichtum an Opfergaben gibt es wohl kaum.
Weitere Informationen finden Sie
auf unserer Website https://sankthermann.de/.
Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit bis zu Ihrem nächsten Besuch.
Wallfahrts- und Förderverein St. Hermann